Lebendige Spiritualität


1. Was ist Meditation?

Die Menschen verknüpfen mit Meditation unterschiedliche Erwartungen. Einige suchen Frieden, andere Kraft, wieder andere die Stille. Vorherrschend ist jedoch das Bedürfnis nach innerem Frieden.
 
Innerer Frieden ist mehr als eine Erfahrung, es ist eine innere Haltung. Dann und wann haben wir alle schon Momente des Friedens erfahren, wenn sie auch noch so flüchtig gewesen sein mochten. Um bleibenden inneren Frieden zu erleben, bedarf es mehr als nur der Meditation. Wir können uns nicht inmitten einer Konfliktsituation hinsetzen und meditieren, um den verlorengegangenen Frieden wieder zu finden. Wir müssen in der Lage sein, die in der Meditation gewonnene innere Ruhe in Situationen anzuwenden, in denen es uns nicht so leichtfällt, friedlich zu sein. Meditation ist nur dann sinnvoll, wenn sie im täglichen Leben hilft.
 
 
Warum meditieren?
Meditation ist der Prozess, in dem wir uns in unserer Ganzheit kennenlernen und unser wahres inneres Wesen erfahren. Durch Meditation entdecken wir ein ganz anderes Ich: Ich bin nicht nur der, der ich nach außen zu sein scheine.
 
Ähnlich verhält es sich mit dem Frieden: Wir suchen ihn außerhalb; unsere Erwartungen, ihn dort zu finden, erfüllen sich jedoch in der Regel nicht. Lernen wir aber, wie und wo wir ihn finden können, entdecken wir, dass er in uns verborgen liegt.
 
Meditation beschreibt die Wege, die der Geist von der Konzentration über die Kontemplation bis hin zu religiöser Versenkung beschreiten kann. "Meditation" leitet sich aus dem lateinischen Wort "mederi" = heilen ab. Tatsächlich kann Meditation als Heilungsprozess sowohl der Ge­fühle als auch des Denkens und in gewissem Maße auch des Körpers angesehen werden. Die einfachste Definition von Meditation ist der richtige Umgang mit dem Geist oder bewusstes, kreatives Denken. Wir lernen unsere Gedanken nicht zu verdrängen, sondern richtig mit ihnen umzugehen.
 
Die meisten Meditationsformen beruhen auf Konzentrationsübungen, die sich auf einen Gegenstand, wie zum Beispiel eine Blume oder eine Kerze, oder auf die Wiederholung eines Mantras ausrichten. Mantras sind heilige Worte oder Klänge, die laut oder still im Geist wiederholt werden. Die Meditation, von der hier die Rede ist, bezieht sich nicht auf materielle Gegenstände. Vielmehr konzentrieren wir uns auf unser innerstes Selbst, unseren Wesenskern. Statt Worte endlos zu wieder­holen, benutzen wir den Geist in ganz natürlicher Weise schöpferisch und positiv. Dieser positiv gestaltete Gedankenfluss beruht auf dem Bewusstsein, dass wir geistigen Ursprungs sind.
 

Deshalb wollen wir unser Augenmerk auf zwei Bereiche richten:

Wir werden eine einfache, wirkungsvolle Meditationsart ken­nenlernen, uns mit ihren Grundlagen befassen und Wege aufzei­gen, tiefere Erfahrungen zu machen.

Wir werden über die verschiedenen Ursachen von Ruhelosigkeit und seelischer Belastung sprechen, ihre Ursachen erkennen und die in der Meditation gewonnene Kraft benutzen, um diese inne­ren Belastungen zu bewältigen.

Anleitung zur Meditation:

Es ist am Anfang besonders hilfreich, den Tag mit Meditation zu beginnen und zu beenden, wobei jeweils zehn Minuten angemessen erscheinen. Wähle einen ruhigen Ort, wo du möglichst ungestört bleibst. Sitze aufrecht und bequem. Richte die Wirbelsäule mit jeder Einatmung im Geiste auf, so dass sie zu einem Kanal wird, der ohne Störung kosmische Energie und kosmisches Licht aufnehmen kann. Erspüre die Muskulatur deines Schultergürtels und lasse los. Entspanne deinen Mund, die Stirn und die kleinen Muskeln um die Augen. Es ist nicht erforderlich, die Augen zu schließen, um die innere Aufmerksamkeit zu bewahren, denn denken ist ein natürlicher Vorgang. Lasse deine offenen Augen entspannt auf einer Stelle ruhen. Richte nun deine Aufmerksamkeit nach innen. Lasse dich von den folgenden Gedanken führen und versuche, sie nachzuempfinden. Mein inneres Schauen wird immer klarer . . .  Ich ziehe mich gedanklich in mein Inneres zurück . . .  Ich entdecke meine eigene stille Innenwelt . . .  Ich lausche in die Stille . . .  Ein friedliches Gefühl breitet sich in mir aus . . .  Ich fühle mich wohl . . .  Ich bin zufrieden . . .  In diesem Gefühl geistigen Friedens berühre ich mein tiefinnerstes Wesen . . .  Ich bin Frieden . . .  Hier ist der Ursprung . . .


2. Wer bin ich?

 

Sobald wir beginnen, über uns nachzudenken, wird uns klar, dass unser Name oder eine Beschreibung der äußeren Erscheinung völlig unzu­länglich sind, die Gedanken, Gefühle und Ereignisse unseres Lebens zu beschreiben. Auch eine Beschreibung unserer Tätigkeit führt nicht zu einer Identifikation. Wir sind Hausfrau, -mann, Beamter, Handwerker, Arzt etc., sind Freund und Verwandter. Wer sind wir denn wirklich? Bei jeder dieser Aufgaben taucht eine andere Facette unserer Persönlich­keit auf. Wir haben unterschiedliche und gegensätzliche Aufgaben zu leisten, aufgrund derer wir auf bestimmte Verhaltensmuster festgelegt sind. Unsere tatsächliche Identifikation ist dadurch aber nicht geklärt.

 

Der Mensch braucht im Leben etwas Beständiges, Sicheres und Dauer­haftes, auf das er sich beziehen kann. Sich mit seinem Körper zu identifizieren, ist eine Illusion, da dieser ständiger Veränderung unter­worfen und vergänglich ist. Die Identifikation mit dem Körper ist daher irreführend.

 

Der Denkansatz dieser Art der Meditation beruht auf dem Wissen, dass unsere Persönlichkeit geistigen Ursprungs ist. Wir empfinden uns als geistiges, denkendes, bewusstes Wesen, das auch als Seele be­zeichnet wird: Ich, die unkörperliche Seele, bin geistige Energie, ein ewiger Lebensfunke, winzig klein, daher unteilbar und unzerstörbar.

 

In der Seele sind unsere Persönlichkeit, die Charaktereigenschaften, unsere Fähigkeiten und Talente, unser Denken und Fühlen und all unsere Erinnerungen enthalten. Es ist die Seele, die sich mittels des Körpers ausdrückt und ihre Aufgaben erfüllt. Der Körper ist mit einem Fahrzeug vergleichbar, das von der Seele als dem Fahrer gelenkt wird. Um das Fahrzeug zu steuern, muss der Fahrer einen Platz einnehmen, von dem aus er den Überblick hat. So ist denn auch der Sitz der Seele in der Mitte der Stirn in unmittelbarer Nähe der Schaltzentrale Gehirn gelegen.

 

Aufgrund dieser Überlegungen kommen wir zu dem Schluss, dass die Seele der gesuchte Bezugspunkt Ist. Alle anderen Identifikationen wie Vater, Mutter, Freund, Arbeiter, Kaufmann, Partner, Chef sind nur die verschiedenen Rollen, die ich, die Seele, mit Hilfe des Körpers darstelle.

 

Somit unterscheiden wir zwischen zwei Bewusstseinsformen. Dem Körperbewusstsein und dem Seelenbewusstsein. Körperbewusstsein ist un­sere Identifikation mit dem sich wandelnden, vergänglichen stofflichen Körper und seinen verschiedenen, durch Sozialisation erworbenen Rollen. Seelenbewusstsein ist die Identifikation mit dem Geistigen, Nichtmateriellen, Unvergänglichen. Im Seelenbewusstsein erfahren wir die uns innewohnenden wahren, natürlichen Eigenschaften wie Gelassen­heit, Frieden, Lebensfreude, Weisheit, Unbeschwertheit usw. Diesen ursprünglichen, natürlichen Zustand der Seele können wir aber nur wiederentdecken, indem wir uns in das Bewusstsein versenken, Seele zu sein. Ziel ist, sich dieser, seiner wahren Natur, ständig bewusst zu bleiben. Wenn wir erkennen, dass wir, das bewusste, denkende, fühlen­de Wesen, die Seele, die durch den Körper handelt, es sind, erwächst daraus Entscheidungsfreiheit und Verantwortlichkeit.

Wir beginnen die Meditation damit, über unsere wahre Identität nach­zudenken. Wir denken über die Seele und ihre ursprünglichen, reinen, positiven Eigenschaften nach. Diese Gedanken, zum Beispiel "Ich bin eine friedliche Seele, ein Lichtpunkt", werden, sobald wir sie nachempfinden, mit Leben erfüllt. Beim Meditieren beginnen wir, uns besser zu verstehen, und unsere Meditation wird dadurch lebendiger. Um die Meditationserfahrungen zu vertiefen, ist es wichtig, jeden Tag einige Zeit über das Seelenbewusstsein nachzudenken und es zu üben. An die in der Meditation gemachten Erfahrung können wir uns in jeder Lebenssituation erinnern. Dies ist der erste und wichtigste Schritt zu einer Meditation, die uns im Alltag von großer Hilfe ist. Was immer wir tun, wir denken daran, dass wir die Seele sind, die ihren Körper benutzt, um ihr Wesen auszudrücken. Wenn wir andere Menschen sehen, nehmen wir nicht nur wahr, was sie äußerlich darstellen: Ihr Alter, Geschlecht, Beruf, sondern betrachten sie wie uns, als geistige Wesen. Das wird uns helfen, uns besser mit ihnen zu verständigen. Indem wir unsere wahren Eigenschaften erkennen, gewinnen wir wieder Selbstvertrauen, ma­chen uns unabhängig von den wechselnden äußeren Umständen und der Meinung anderer. Das Seelenbewusstsein ermöglicht uns, unseren inne­ren Frieden zu finden und zu bewahren. Natürlich erfordert dies etwas Zeit und Übung, aber wir werden viel Freude an diesem Prozess haben und großen Nutzen daraus ziehen.

Meditationsgedanken:

Wenn wir uns zum Üben hinsetzen, wählen wir dafür einen ruhigen Platz und legen eine bestimmte Zeit fest. Diese kleinen Hilfestellungen kom­men unserer Konzentration zugute. Am Anfang sollten wir weder zu lange - noch zu kurze Zeit meditieren, am besten zehn bis fünfzehn Minuten, dann können wir allmählich die Zeit steigern. Bevor wir die Meditation beenden, lassen wir noch für einen Moment das Erlebte an uns vorüberziehen. Wir beobachten, wie sich unsere Stimmung verän­dert hat. Sehr bald stellen wir dann fest, wieviel wir durch regelmäßiges Meditieren für unser Leben gewinnen.


3. Seelenbewußtsein

 

Warum sollte der Gedanke, eine friedliche Seele zu sein, hilfreicher sein als der Gedanke, Körper zu sein? Der wichtigste Aspekt des Seelenbewusstseins ist, sich unabhängig von äußeren Rollen wahrzunehmen. Es bedeutet aber nicht, sich von allem abzuwenden und zu isolieren, so dass keine Kommunikation mit anderen mehr stattfindet. Es ist damit auch nicht gemeint, gleichgültiger Beobachter der Dinge, die in der Umwelt geschehen, zu sein. Es bedeutet jedoch, immer daran zu denken, dass wir als Seele getrennt vom Körper existieren, unsere verschiedenen Aufgaben aber mit seiner Hilfe ausführen. Wir erfüllen sie mit großer Freude und Liebe. Durch das Verhalten anderer und äußere Umstände lassen wir uns nicht in der Erkenntnis, ein friedfertiges Wesen zu sein, beeinträchtigen.
Meditation bedeutet kein Sich abwenden vom äußeren Geschehen oder Passivität, sondern sie bewirkt ein ausgeglichenes, klares, gütiges Verhalten sich selbst und anderen gegenüber. Hilft uns Seelenbewusstsein, unsere Einstellung gegenüber anderen zu verändern?
Wir haben es uns angewöhnt, uns mit anderen zu vergleichen und uns im Lichte unserer Vorzüge oder Schwächen zu sehen. Dies kann zu übermäßiger Selbstkritik oder Selbstüberschätzung führen. Durch die Erfah­rung des Seelenbewusstseins erkennen wir unseren Eigenwert, unsere guten Eigenschaften, die unsere wahre Natur sind. Das führt nicht zu einem Überlegenheitsgefühl, sondern zu einem Gefühl innerer Sicher­heit und echtem Selbstvertrauen und somit zu einem natürlichen Selbst­bewusstsein.

Meditationsübung:

Nimm dir zwei, drei kurze Sätze vor wie 'Ich bin eine friedliche Seele" - "Ich bin ein Lichtwesen, das Licht ausstrahlt" - "Ich bin ein winziger, vom Körper getrennter Lichtpunkt". Wiederhole diese Sätze mit großer Ruhe, so dass sie jedes Mal tiefer in dir wirken, bis dein Denken und Fühlen eins gewor­den sind.


4. Die drei Fakultäten der Seele: Geist, Verstand und Charakter

 

Zu meditieren und Frieden zu erfahren ist eine Sache, sein Leben jedoch von Grund auf zu ändern, ist etwas ganz anderes. Um das Leben zu meistern, müssen wir den Prozess, durch den dieses Vorhaben verwirklicht wird, nicht nur theoretisch kennen, sondern auch die dafür erfor­derliche Methode anwenden.

 

Je mehr wir über die Zusammenhänge geistiger Prozesse wissen, desto besser können wir auch die Handlungen steuern. Offensichtlich sind es die Gedanken, die einer Handlung vorausgehen. Gedanken sind Pro­dukte des Geistes. In der Meditation, von der hier die Rede ist, betrach­ten wir den Geist, der die Gedanken, Empfindungen, Wünsche und Ideen hervorbringt, als Teil der Seele. Wenn wir zum Beispiel denken "Ich möchte ein Glas Wasser trinken", leiten wir mit diesem Gedanken möglicherweise eine Handlung ein. Sind Gedanken das einzige Mo­ment zwischen Absicht und Handlung? Wie steht es mit dem Ausspruch "Denk' nach, bevor du sprichst"? Was ist damit gemeint? Als erstes entsteht der Gedanke und im weiterem geht es um das Abwägen des Gedachten. Es ist die Aufgabe des Verstandes, das Gedachte einzuschätzen und zu beurteilen. Deshalb werden wir mit dem Ausspruch "Denk `nach, bevor du sprichst" aufgefordert, unseren Verstand zu ge­brauchen, um abzuwägen, ob unsere Gedanken wert sind, ausgesprochen und umgesetzt zu werden. Mit dem Verstand erkennen, unter­scheiden und beurteilen wir. Dadurch wird die Willenskraft freigesetzt, die erforderlich ist, um zu handeln. Der Wille ist die entscheidende Kraft, um eine Veränderung bewirken zu können. Der Sinn der Meditation ist, den Verstand zu klären und zielgerichtet zu handeln. Der Verstand ist auch die Instanz, die uns befähigt, auszuwählen. Wir wägen Vor- und Nachteile ab, um die richtige Entscheidung zu treffen. So wie der Geist ist auch der Verstand Teil der Seele.

 

Als Drittes umfasst die Seele die Spuren oder Prägungen, die unser Denken und Handeln in ihr hinterlassen. Unsere Gefühle, Gewohnheiten und persönlichen Charakterzüge sind durch diese Einprägungen ent­standen. Jeder Gedanke, jedes Gefühl, jedes Wort, jede Handlung hinterlässt eine Spur in unserer Seele. So wie wir unser Leben gestalten, entstehen die Einprägungen in der Seele.

 

Was wir denken, hinterlässt Spuren und bestimmt unsere Persönlichkeit. Das Zusammenwirken von Geist, Verstand und den im Unterbewusst­sein gespeicherten Einprägungen ergibt ein zyklisches Muster. Dieses Muster bestimmt wiederum, welche Gedanken wir haben, was wir fühlen, in welcher Stimmung wir uns befinden, und wie wir uns verhalten. Wie eine Prägung oder Gewohnheit entsteht, wollen wir am Beispiel des Naschens erläutern: Wenn mir etwas Süßes angeboten wird, kom­men mir Gedanken wie: "Es ist schlecht für meine Zähne . . .  Sicher ist es lecker . . .  Man gewöhnt es sich leicht an . . .  Es ist schlecht für meine Figur".

Es ist nun die Aufgabe des Verstandes, eine Entscheidung zu treffen. Angenommen, wir hätten genascht, dann erinnern wir uns beim nächsten Mal daran, dies schon vorher getan zu haben. Durch wiederholtes Essen von Süßigkeiten prägt sich uns die Gewohnheit des Naschens ein. Daran können wir sehen, dass die Macht der Gewohnheit sich verselbständigt und unseren Verstand leiten kann. Diese Einsicht über Entstehung und Veränderung von Gewohnheiten setzen wir ein, um zukünftig sinnvoller und verantwortungsbewusster handeln zu können.

Übung:

Wähle eine Verhaltensweise aus, die du verändern möchtest. Mache dir mehrmals am Tage bewusst Gedanken darüber, warum du diese störende Gewohnheit in eine bessere umwan­deln möchtest und wie du sie verwandeln kannst. Versetze dich meditativ in den neuen, besseren Zustand und konzen­triere dich mit deiner ganzen Gedankenkraft und Begeisterung darauf. So entstehen grundsätzlich neue Verhaltensmu­ster. Absicht und Handlung werden in Übereinstimmung gebracht.

 

Diese Meditation versetzt uns in eine friedliche, ausgeglichene seeli­sche Verfassung. Diese Erfahrung prägt sich uns ein. Anstatt uns bei entsprechender Gelegenheit wie gewohnt zu erregen, bleiben wir ruhig und gelassen und erinnern uns an die in der Meditation gemachten Erfahrungen, was sich positiv auf unser Handeln auswirkt. Hat der Verstand durch die Meditation an Kraft gewonnen, wird es uns immer leichter fallen, negative Verhaltensweisen aufzugeben und uns im po­sitiven Sinne zu verändern.

 

Allmählich erreichen wir einen Zustand, der uns nur solche Gedanken verwerten lässt, die uns Zufriedenheit und Freude schenken.


5. Das innere Gleichgewicht

 

Um Fortschritte zu erzielen, ist es wichtig, in einem seelischen Gleich­gewicht zu bleiben. Wenn wir der Meditation zu große Aufmerksam­keit schenken, nur auf uns bezogen leben und die Umwelt nicht wahrneh­men, verhalten wir uns unrealistisch. Wir ziehen uns dann zurück, leben in unserer eigenen, anstelle der realen Welt und erfahren die Beziehung mit anderen als schwierig. Um unser inneres Gleichgewicht zu bewah­ren, sind vier Punkte zu beachten.

 

1. Wissen

"Wissen" meint das Verstehen der seelisch-geistigen Zusammenhänge - wir sind Seelen und nicht Körper. Unsere wahre Natur ist Frieden. Geist (Gedanken und Gefühle), Verstand und Prägungen (Persönlichkeit) sind der Seele zugehörig. Wie in einem Puzzle nur die richtig zusammengefügten Teile das Ganze ergeben, so formen erst Geist, Verstand und Persönlichkeits­merkmale ein ganzheitliches Bild des Geistig-Seelischen. Indem wir mit diesem Wissen arbeiten und unser Leben danach ausrichten, öffnet sich der Zugang zu unserer inneren Realität, und wir lernen, mit jeder Situation in der richtigen Weise umzugehen.

2. Sein
"Sein" bezieht sich auf unsere Erfahrung des Ganzseins in der Meditation. Unser Denken, Fühlen, Verstand und Charakter stehen nicht mehr im Widerstreit. Die Bedeutung von Frieden, Liebe, Gelassenheit usw. können wir nur dadurch, dass wir sie erfahren, wirklich verstehen. Wenn Erleben, Wis­sen und Erfahrung übereinstimmen, gewinnen wir Selbstvertrauen und innere Sicherheit.

 

3. Verwandlung
"Verwandlung" bezieht sich auf unser Handeln und bedeutet das prakti­sche Umsätzen der in der Meditation gewonnenen Erkenntnis. Besteht zwischen Wissen und Erfahrung ein Widerspruch, verlieren wir Selbst­vertrauen und Festigkeit, das heißt, wir werden unsicher. Die Übereinstimmung von "Innerem" und "Äußerem" macht die Verwandlung aus.

 

Zu meditieren, sich als friedliche Seele zu bezeichnen, dann aber ärgerlich zu werden, lässt die friedvolle Erfahrung wieder bedeutungslos werden. Die Seele fühlt sich bedrückt und unzufrieden. Die Erfahrun­gen der Meditation sollten ganz bewusst in die Praxis umgesetzt wer­den. Es geschehen keine Wunder, wenn wir in dieser Hinsicht nicht sehr aufmerksam sind.

 

Auch wenn wir friedliche Gewohnheiten prägen, werden die alten, unruhigen Prägungen weiterhin auf unseren Geist einwirken. Nur durch ständiges, bewusstes Auswählen der Gedanken und durch bewusstes Einbeziehen des Verstandes können wir unser Verhalten richtig ein­schätzen und verändern. Wie gut unsere Meditationserfahrungen auch sein mögen, wenn wir uns weiterhin negative Gedanken machen und unsere Handlungen auch negativ sind, haben wir nichts gewonnen.

 

4. Geben
"Geben" ist ein Grundelement jeder Beziehung. Wenn wir selbst friedfer­tig sind, verbessern sich ganz natürlich auch die zwischenmenschlichen Beziehungen. In dieser Hinsicht müssen wir besonders aufmerksam sein, weil der innere Friede im Kontakt mit anderen leicht verlorengeht. Es ist leicht, zu geben und friedlich zu sein, wenn die anderen ebenfalls freigiebig und freundlich sind. Aber leider befinden wir uns in Situationen, die nicht selten unbehaglich oder gar feindselig sind. In solcher Lage ist unsere Friedfertigkeit unser Schutz. Wir geben ganz bewusst diese Kraft an andere weiter. Sie bewahrt uns vor der Negativität anderer und hilft auch all denen, die diese innere Ruhe selber nicht haben. Wenn wir friedfertig sind, gibt es keinen Raum für Ärger und Gereiztheit, da unsere Geisteshaltung sich auch auf unsere Umgebung auswirkt. Erst die Art und Weise, wie wir mit schwierigen Situationen umgehen, zeigt unsere innere Verwandlung. Wenn wir sie meistern, erkennen wir, dass wir die Zusammenhänge wirklich verstanden haben. Wenn wir dennoch in unser altes Verhalten zurückfallen, müssen wir uns keine Vorwürfe machen, sondern uns bemühen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Oft können wir uns und anderen auch dadurch helfen, dass wir mit ihnen über unsere Empfindungen und Erfahrungen offen sprechen.
 

 

Wenn die vier Aspekte, "Wissen, Sein, Verwandlung und Geben", in einem harmonischen Gleichgewicht sind, ist die Seele mit sich und anderen in Harmonie. Diese Harmonie ist der ursprüngliche, natürliche Zustand der Seele, der Seelenbewusstsein genannt wird. Allein das Seelenbewusstsein gibt uns die innere Freiheit und Unabhängigkeit wieder zurück.

 

 

Übung

Lasse dir Zeit, nachzudenken, bevor du handelst. Gib dem Frieden eine Chance. Entschuldige dich nicht mit dem Gedan­ken "Ich habe keine Zeit". Schon dieser Gedanke löst sofort Spannung aus. Konzentriere dich auf das, was du in der vorhandenen Zeit schaffen kannst, und kümmere dich nicht um den Rest.

 

 

Meditation

 

Beobachte deine Gedanken. Besinne dich darauf, dass du eine Seele bist. Lasse deine Gedanken wie Bilder auf einer Leinwand an dir vorüberziehen. Während du deine Gedanken bewusst beobachtest, werden sie langsamer. Bewahre die positiven Gedanken und schenke den übrigen keine Beachtung. Wiederhole die guten Gedanken wie "Ich bin eine friedvolle Seele, ich bin Licht, ich bin ewig, ich entscheide selbst, ich bin frei", und wiederhole die Wirklichkeit dieser schönen Gedanken.


6. Das richtige Handeln

 

Ehe wir uns unserer wahren Identität bewusst waren und uns völlig mit unserem Körper identifizierten, wussten wir nicht, dass jede unserer Handlungen eine so tiefgehende Wirkung hat. Jetzt, da wir uns als Seele erkannt haben, wissen wir, dass jede unserer Handlungen eine Spur hinterlässt, die im Unterbewusstsein unauslöschlich aufgezeichnet wird. Bis jetzt haben wir es als sehr schwierig empfunden, genau zu unter­scheiden, was richtig und falsch ist. Im Laufe der Geschichte haben sich unsere Wertvorstellungen fortlaufend geändert. Selbst in ein und der­selben Geschichtsepoche brachten Religion und Kultur unterschiedli­che Wertsysteme hervor. Wenn wir von äußeren Situationen einmal absehen und in uns selbst schauen, stellen wir fest, dass sich auch unser eigenes Verständnis von Gut und Böse im Laufe unseres Lebens gewan­delt hat. Gibt es eine Möglichkeit, Gewissheit über das, was richtig und falsch ist, zu erlangen?

Solange sich unser Bewusstsein in den Grenzen des Äußeren - unseres Geschlechts, Alters, unserer Kultur - bewegt, werden unsere Ideen, unsere Gedanken und unser Urteil von ihnen geprägt. Bleiben wir jedoch in dem Bewusstsein unserer wahren, unberührten Identität, der friedlichen Seele, können wir genau verstehen, was ethisch richtig und falsch ist, weil die Seele in ihrem wahren Sein nur Frieden, Harmonie und Liebe ist. Die Handlungen, die mit diesem Gemütszustand in Einklang stehen, sind wohltuende, positive Handlungen, die auch entsprechende Ergebnisse mit sich bringen. Die Handlungen, die im Körperbewusstsein ausgeführt werden, beruhen meist auf eigennützigen Motiven oder Begierden und verursachen daher Kummer und Leid. Da dieses vom Körper geprägte Bewusstsein nicht unserem wahren Wesen entspricht, müssen auch diese Handlun­gen zwangsläufig zu negativen Ergebnissen führen und richten bei uns und anderen Schaden an.

Im christlichen Sprachgebrauch werden solche Handlungen als "Sünde" verstanden. Es ist also von großer Bedeutung, aus dem richtigen Bewusstsein heraus zu handeln. Die Handlungen und ihre Folgen entsprechen dem Gesetz von Ursache und Wirkung, auch Karma-Gesetz genannt. Es gilt unumschränkt und besagt, dass jede Handlung eine gleichartige Rückwirkung zur Folge hat. Was wir verursachen, erhalten wir in gleichem Maße zurück. Wenn wir Gutes tun, können wir sicher sein, dass uns Gutes widerfährt; wenn wir unserem Nächsten weh tun, müssen wir damit rechnen, dass es auch uns einmal so ergehen wird. Das Gesetz an sich ist einfach, aber in seiner ganzen Tragweite verstanden, kann es uns ein tieferes Verständ­nis auch für das Weltgeschehen vermitteln. Im Christentum kommt die­ses Gesetz von Ursache und Wirkung in den Worten "Wie du säest, so wirst du ernten" zum Ausdruck.

Nun haben wir verstanden, dass eine Wirkung nur auftreten kann, wenn es dafür eine Ursache gibt, das heißt es muss eine auslösende Handlung zugrunde liegen. Wenn wir die Ergebnisse unseres Handelns sehen, vergessen wir für gewöhnlich, dass wir selbst dafür die Verantwortung tragen. Schmeckt die "Frucht" des Karmas, der Handlungen, eher bitter als süß, zeigen wir oft anklagend auf andere und sagen, dass sie für unser Leid verantwort­lich sind. Das Karma-Gesetz veranlasst uns, wenn wir es verstehen, die volle Verantwortung für unser Denken und Handeln und für unser ganzes Leben zu übernehmen. Manchmal werden aus Hoffnungslosigkeit oder Unwissen falsche Schlüsse aus dem Karma-Gesetz gezogen. So macht uns die Überle­gung: "Alles was mir jetzt zustößt, geschieht aufgrund meines vergan­genen Handelns, ich kann also nichts mehr dagegen tun", zum Opfer des Schicksals. So gesehen, wären wir ihm unentrinnbar ausgeliefert.

Wer das Karma-Gesetz hingegen verstanden hat, geht anders mit seinem Leiden um. Er nimmt es an und lehnt sich nicht dagegen auf. Er versteht es als sinnvolle Erfahrung und daher als Ansatzpunkt zur Entwicklung positiven, schöpferischen Denkens und Handelns. Das richtige Ver­ständnis lässt uns unsere Zukunft durch gute Taten sorglos gestalten, denn wir sind unseres "Glückes Schmied". Unser vergangenes Verhalten hat uns in karmische Verpflichtungen unseren Mitmenschen gegenüber gebracht. Dort, wo wir in der Vergangenheit Leid zugefügt haben, muss dies ausgeglichen werden - nicht, indem wir Gleiches mit Gleichem vergelten, sondern indem wir Gutes tun. Dies muss nicht zwangsläufig heißen, dass allein durch unsere Ver­haltensänderung auch andere ihr Verhalten ändern. Wenn wir den Mut haben, anderen Seelen Gutes zu wünschen, und eine reine, positive Handlungsweise beibehalten, werden allmählich die "karmischen Schulden" ausgeglichen.

Die Kraft, negatives Karma auszugleichen, erhalten wir in der Medita­tion. Wenn wir unsere eigene wahre Natur besser verstehen, verstehen wir auch das Wesen unserer Mitmenschen. Wir können hinter die Maske sehen und das wahre Wesen, die Seele, entdecken. Dies hilft uns, auf das negative Verhalten anderer nicht mehr falsch zu reagieren. Im Seelenbewusstsein lieben und achten wir andere ganz natürlich und diese Liebe und Achtung kommt im Laufe der Zeit wieder zu uns zurück.
Alles Tun beginnt im Geist, in unseren Gedanken. Die Gedanken sind die Samen unserer Handlungen. Wie der Gedanke, so sind Handlung und Ergebnis. Gedanken und Handlungen beeinflussen auch die Atmosphä­re. Friedliche, glückliche, reine Gedanken sind das wertvollste Gut des Lebens. Denken wir gut und positiv, werden wir überall eine Atmosphä­re des Friedens und Wohlbefindens verbreiten.
Die Folgen unseres Handelns zu verstehen, heißt, sich der Auswirkung des Handelns bewusst zu werden und es zu überdenken. Wenn wir unseren Geist nicht führen, können wir auch unser Handeln nicht steuern. Wenn wir uns gänzlich auf das, was wir im Augenblick zu tun haben, konzentrieren, wird uns dies erlauben, Herr über Geist und Handlungen zu sein. Handle im Seelenbewusstsein so, dass du leicht und friedlich bleibst, ganz gleich, wieviel du auch zu tun haben magst.

 

Meditationsübung:

Wähle Meditationsthemen wie zum Beispiel Ruhe, Stille, Kraft, Leichtigkeit oder Frieden. Nimm jedes Thema für sich und formuliere Gedanken, die dich jeden dieser Zustände erfah­ren lassen. Achte darauf, den ersten Zustand zu erfahren, bevor du weitergehst. Auf diese Weise kannst du dich sanft in tiefere Meditationserfahrungen führen und auch die ver­schiedenen positiven Gefühle genießen.


7. Die Quelle der Vollkommenheit

 
Im Laufe ihrer Geschichte haben die Menschen nach höheren Werten, vor allem nach Glück und intakten Beziehungen, gesucht. Um einen glücklichen Zustand, der von Dauer ist, aufrechtzuerhalten, müssen wir über vergängliche Dinge wie Besitz, Geld und zerbrechliche mensch­liche Beziehungen hinausblicken.
 
Unsere Meditationsform ist die Urform aller Yogaarten und allein auf das Geistige ausgerichtet. Sie wird auch "Raja Yoga" genannt. "Raj" ist gleichbedeutend mit "höchstem Bewusstsein". "Yoga" bedeutet, "Verbindung", die mir ermöglicht, dem Höchsten nahe zu kommen und eine Be­ziehung mit der Quelle der Vollkommenheit, der Höchsten Seele, einzu­gehen. In dieser Verbindung kann sich unsere tiefe Sehnsucht nach einer vollkommenen, unzerbrechlichen Beziehung erfüllen.
 
In der Meditation können wir die Idee, dass es eine Quelle höherer spiritueller Energie geben könnte, auf ihren Wahrheitsgehalt überprü­fen. Dafür brauchen wir aber Informationen. Wir sollten die Form der Höchsten Seele kennen und wissen, wie wir uns verständlich machen können, um ihr näher zu kommen. Wir müssen auch wissen, wo eine Begegnung stattfinden kann.
 
 
Im "Raja Yoga" haben wir eine präzise Vorstellung von der Seele und damit auch eine genaue Vorstellung von Gott, der Höchsten Seele. Ihre Form gleicht der der Menschenseele. Die Seele ist punktförmig, bewuss­te Lebensenergie, ein winzig kleiner Lichtpunkt. Wenn wir für Gott das Wort "er" oder "sie" benutzen, besagt das nicht, dass wir uns den Höchsten als männlich oder weiblich denken. Die Seele ist geschlechts­los, nur der Körper hat ein Geschlecht. Während die menschliche Seele einen Körper annimmt, hat die Höchste Seele nie einen eigenen Körper. Sie ist daher weder männlich noch weiblich. Gott ist frei von der Bindung an das Körperliche und bleibt ewig in seinem ursprünglichen Zustand des Friedens, der Glückseligkeit und der Kraft. Wir hingegen verlieren durch unser Dasein im Körperlichen diese ursprünglichen Eigenschaften. Gott ist ewig vollkommen, sein Zustand ändert sich nie. Er ist der unbegrenzt Ewig-Gebende. Gottvater Shiva, die Höchste Seele, ist das einzige Wesen, das wahrhaft selbstlos ist. Wir Menschen dagegen erwarten eine Belohnung für unsere guten Taten und sei es nur die Freude, die aus dem Geben erwächst. Gott gibt ohne jeden Wunsch. Gott, die Höchste Seele, ist der gütige Vater aller Seelen. Der Grund, warum das Wort "Vater" verwandt wird, liegt auch darin, dass ein Vater den Kindern ein Erbe hinterlässt. Frieden, Liebe, Wissen und Glück sind das Erbe, das wir von unserem geistigen Vater erhalten. Der Höchste ist sowohl Vater und Mutter als auch Freund und Gefährte. Wir können jede Beziehung, die wir uns wünschen, mit ihm eingehen. Er ist die nie versiegende Quelle aller vollkommenen Tugenden. Wie die Umstände auch sein mögen, er ist die Quelle, die nur einen Gedanken weit von uns entfernt ist.
 
Wie können wir mit diesem höchsten Wesen in Verbindung treten? In der Meditation finden wir zu uns und erleben die ursprünglichen Eigen­schaften der Seele. Wir erzeugen friedliche Gedanken, um geistigen Frieden zu erleben und ausgeglichen auf unsere Umwelt reagieren zu können. Je intensiver wir diesen Frieden erleben, desto ruhiger werden wir, und die unnützen, überflüssigen Gedanken lösen sich auf. In der gedanklichen Verbindung mit der Höchsten Seele, mit Gott, erfahren wir seinen Frieden und seine Kraft. Unsere Verbindung mit ihm ist ein stilles Erleben. In tiefer Stille können wir uns in das Meer des Friedens versenken, uns stärken und läutern. Wir fangen an, unser eigenes wah­res Wesen tiefer zu verstehen und Selbstvertrauen zu entwickeln. Wir nehmen Kraft auf, die uns befähigt, in einem friedlichen Zustand unsere alltäglichen Pflichten zu erfüllen.
 
 
Wir müssen auch wissen, wo die Höchste Seele zu Hause ist. Wenn wir in der Stille verweilen, haben wir das Gefühl, in einer zeitlosen Welt zu sein. Die Welt der Materie wandelt sich ständig. Wenn unser Bewusstsein an das Materielle gebunden ist, können wir nie vom Vergänglichen loskommen. In der Stille scheint sich unser Bewusstsein über diese mate­rielle Welt zu erheben. Wir nennen diesen Ort jenseits der materiellen Welt die Seelenwelt, die Urheimat der Seele. Es ist eine zeitlose Welt der Ruhe und Stille, voller Frieden und Kraft, eine Welt unendlichen goldroten Lichtes. Dies ist auch die Heimat der Höchsten Seele. Wenn wir uns dort hinbegeben, erfahren wir unbegrenzten Frieden, Liebe, Reinheit, Seligkeit und Kraft. Durch diese vollkommenste aller Bezie­hungen erhalten wir auch die Kraft, unsere karmischen Konten der Vergangenheit zu klären und uns eine friedliche, glückliche, positive und unbelastete Zukunft zu gestalten.
 

Gedanken zur Meditation

Wenn ich der Höchsten Seele im Land der Stille begegne, höre ich die Stimme meines Herzens . . .  Gott liest in meinem Herzen wie in einem offenen Buch, und er weiß, wonach ich mich wahrhaft sehne . . .  Er erfüllt diese Sehnsucht . . .  Ich trete vor meinen Höchsten Vater reinen Herzens und mit klarem Geist, um dieser Begegnung würdig zu sein und um sie genießen zu können . . .

 

Als Vater schenkt Gott mir Liebe und Geborgenheit . . .  Als seinem Kind steht mir das Erbe all seiner vollkommenen Tugenden und Kräfte zu . . .  Ich kann auch die Liebe und den Trost Gottes als der Mutter erfahren, in deren Schoß die Seele in Zärtlichkeit und Fürsorge ruhen kann . . .  All meine Gedan­ken und Hoffnungen, aber auch Zweifel und Schwierigkei­ten, kann ich mit Gott, meinem Freund, teilen . . .  Ich kann nach Wunsch jederzeit und überall eine vertrauliche Unter­haltung mit ihm führen der Freund ist immer da . . .  Als Lehrer lehrt mich Gott die Wahrheit -auf jede meiner Fragen weiß er eine Antwort, einen Rat für jede Not, und er offenbart mir die Geheimnisse der Schöpfung, so daß ich den Sinn des Lebens verstehe . . .  Und er ist auch mein Erlöser, der mich von allem Kummer und Leid befreit . . .  und mich auf den Pfad zu Freiheit und Glück führt . . .  Und als mein einzig Geliebter ist Gott der Tröster meines Herzens . . .  Mit ihm endet alle Suche nach wahrer Liebe . . .

 

Wenn ich all diese Beziehungen mit Gott erfahre, gibt er mir alles, was ich brauche, und erfüllt meine reinen Wünsche und Träume. Die Grundlage all dieser Beziehungen ist Liebe. Hinter jedem seiner Gedanken und Taten steht reine Liebe und der Wunsch, der Seele nur gutes zuteilwerden zu lassen, um sie zu erheben und zu reinigen. Gottes Liebe ist unbegrenzt und ohne Ende.


8. Gedanken über die Zeit


Ganze Welten scheinbar gesicherter Erkenntnisse sind in unserem Jahrhundert zusammengebrochen. Zeit und Materie waren ihr Funda­ment: Exakt messbar, wiegbar - berechenbar. Sir Isaac Newton hat alle Zeit- und Raumvorstellungen auf ein absolutes Bezugssystem zurückgeführt, das im Universum verankert ist. Er postu­lierte die absolute mathematische Zeit, die gleichförmig und ohne Bezug auf irgendein anderes Geschehen unaufhörlich verrinnt. Eine Sekunde ist eine Sekunde, ganz gleich, wo wir sie erleben, zu Hause im Wohnzimmer oder auf einem Millionen Lichtjahre entfernten Stern. Eine Sekunde ist eine Sekunde - nicht länger, nicht kürzer. Newton entwarf das Modell einer kosmischen Uhr, nach der alle anderen Uhren einzustellen sind. Diese Auffassung von Zeit entsprach jahrhunderte­lang dem allgemeinen Verständnis und auch der Denkweise westlicher Wissenschaftler. Dann trat Anfang dieses Jahrhunderts ein bis dahin Unbekannter na­mens Einstein mit der Veröffentlichung seiner allgemeinen Relativi­tätstheorie in Erscheinung, deren Ergebnisse das Fundament der wis­senschaftlichen Arbeit dreier Jahrhunderte erschütterten. Ein Teil des­sen, was Einstein darin aussagte, war, dass Zeit nur mit Hilfe von Uhren gemessen werden kann. Da alle Zeitmesser grundsätzlich in Bewegung sind, ist Zeit abhängig von Bewegung und Masse. Zeit ist daher keine unabhängige, absolute Größe.

Um dies zu verdeutlichen, betrachten wir noch einmal Newtons Theo­rie. Sie sagt aus, dass es so etwas wie ein kosmisches Uhrwerk gibt, das den Ablauf der Zeit bestimmt, und auf welches man sich bei allen anderen Zeitmessungen zu beziehen habe, Newtons Uhr ist keine wirkliche Uhr, sondern als eine Idee zu verstehen. Die Zeit, nach Newton, ist starr, unabhängig von irgendwelchen äußeren Geschehen, Einsteins Zeit dagegen ist relativ. Um das nachzuvollziehen, stellen wir uns doch einmal vor, wir wachten eines Morgens zu gewohnter Zeit auf und alles, einschließlich aller Uhren, bewegte sich nur noch mit halber Geschwindigkeit. Dessen ungeachtet tickt jedoch, gemäß Newton, die "echte" Zeit genauso weiter wie bisher. Wir aber hätten von neun bis siebzehn Uhr anstatt acht Stunden doppelt so viele, das heißt sechzehn Stunden, gearbeitet. Einstein sagt, dass es uns nicht möglich wäre, festzustellen, dass an diesem Morgen alles doppelt so lange dauert wie am Vortag. Diese reale Zeit, an der wir alles, was geschieht, messen können, gibt es nicht, denn die Zeit ist das Maß der Bewegung. Wenn alle Uhren der Welt ihre Geschwindigkeit verringern, verlangsamt sich auch das Tempo der Zeit. Mit anderen Worten, die Zeit, so wie Newton sie beschreibt, ist starr, absolut, die Zeit nach Einstein jedoch ist dehnbar, relativ. An dem besagten Morgen würde uns alles ganz normal vorkommen. Wir würden nicht merken, dass sich alles langsamer bewegt, denn es gäbe keine Möglichkeit, dies festzustellen. Anders ausgedrückt, die Dinge bewegen sich im Verhältnis zueinander doch in der gleichen Geschwindigkeit. Wie real aber ist Zeit? Die Zeit steht im Verhältnis zu unseren Aktivitäten. Zeit können wir nur erleben, indem wir uns betätigen. Ein objektiv messbarer Zeitabschnitt wird subjektiv unterschiedlich wahrgenommen. Die Zeit kann im Fluge oder im Schneckentempo vorstreichen. Was bedeuten nun diese beiden Theorien in der Praxis für uns?

Je nachdem, wie wir die Zeit betrachten, sind wir entweder ihr Sklave oder ihr Herr. Die Newtonsche Sicht der Zeit macht uns zu ihrem Sklaven ("Die Zeit wartet auf niemanden"). Wir stehen unter dem Zwang, jede kostbare Sekunde mit Aktivitäten auszufüllen und uns zu beeilen. In den westlichen Industrieländern ist Zeit etwas Quantitatives, ein Besitz, eine Ware. Sie gilt als etwas, das man hat oder nicht hat. Inwieweit kann Einsteins Betrachtung der Zeit für uns hilfreich sein? Aus seiner Sicht ist die Zeit abhängig von der Veränderung. Was verändert sich in uns, das bestimmt, in welcher Weise wir die Zeit wahrnehmen? Es sind unsere Gedanken. Die Zeit verrinnt schneller, wenn viele Gedanken/Informationen auf uns einstürmen, und sie zieht sich in die Länge, wenn sich wenig ereignet. Wir können den Gedankenfluss nicht einfach anhalten, aber wir können zwischen den einzelnen Gedanken und Worten Raum lassen. Wir werden uns auf diese Weise nicht nur in zunehmendem Maße unserer Gedanken bewusst, sondern sind auch in der Lage, diese Pausen zwischen den Gedanken als wohl­tuend zu empfinden. Das Wahrnehmen dieser Freiräume versetzt uns auch unmittelbar in die Gegenwart und gibt uns das Gefühl, Spielraum und Beweglichkeit für unsere Entscheidungen zu haben.

Wenn, wir etwas Neues ausprobieren, ein Kochrezept zum Beispiel, lesen wir zuerst aufmerksam jede Anweisung durch und führen sie schrittweise aus, indem wir immer wieder zur Kontrolle in das Rezeptbuch sehen. Diese Vorgehensweise ist die beste Vorausset­zung dafür, ein gutes Resultat zu erzielen. Wir räumen uns Zeit ein, die Arbeit gut auszuführen, und freuen uns schließlich über das Gelungene. Vergleichen wir das nun mit einer Situation, in der die Anweisungen - in diesem Falle die Gedanken - schnell und ungezügelt aufeinanderfolgen. Wir sind dann, während wir die eine Sache tun, in Gedanken schon bei der nächsten. Das hat zur Folge, dass wir uns angespannt, überfordert fühlen, unter Zeitdruck stehen und die Arbeit nicht gut machen können. Anstelle von Zufriedenheit überkommt uns ein Gefühl der Erschöpfung und Gereiztheit. Nicht nur die Geschwindigkeit der Gedanken, das heißt der Anweisungen, die wir uns selbst geben, ist von Bedeutung, sondern auch die Geschwindigkeit der Gedanken, während wir die Handlungen ausführen. Bei übereinstimmender Geschwindigkeit von Gedanken und Handlungsausführung werden wir vor Stress und An­spannung geschützt sein; wir wissen, dass wir genügend Zeit haben, die Arbeit gut zu verrichten. Wir glauben dann, Herr der Zeit zu sein, das heißt wir können selbst über unsere Zeit bestimmen. Ein anderer Vorteil ist die Mühelosigkeit, mit der wir unsere Aktionen und Reaktionen in den verschiedensten Situationen steuern und ändern können.

Auch wenn wir uns in einer Sportart auszeichnen wollen, müssen wir über ein hohes Maß an Selbstbeherrschung verfügen. Es ist bekannt, dass berühmte Sportler, zum Beispiel Tennisspieler, ihren Geist während des Spiels völlig unter Kontrolle haben. Die Anweisungen, die sie ihrem Körper geben, sind so präzise und klar, dass jeder ihrer Schläge so aussieht, als bedürfe er keines besonderen Energieaufwandes. Wenn wir unsere Gedanken verlangsamen, haben wir das Gefühl, plötzlich und leicht die Richtung ändern zu können. Wenn wir schnell, ununterbrochen und unkontrolliert denken, sind wir wie ein Auto, das mit Höchstgeschwindigkeit rast. Wenn dann unerwarteterweise ein Rich­tungswechsel erforderlich ist, müssen wir mit voller Wucht auf die Bremse treten und bringen dadurch uns selbst und die übrigen Verkehrs­teilnehmer in Gefahr, oder wir geraten möglicherweise über die Abbiegung hinaus und verschwenden Zeit und Kraft, um wieder auf die richtige Fahrbahn zu gelangen.

Solch ein Vorfall strapaziert uns und auch die anderen und raubt uns viel Zeit und Energie. Die Zeiträume zwischen den Gedanken sind wie ein kurzes Anhalten. Aus dieser Position lässt sich langsam und mühelos die Richtung einschlagen, in die wir zu "fahren" wünschen, ohne anderen Unbehagen zu verursachen. Eine derartige Praxis ist auch hilfreich, um seelenbewusst zu werden. Die Freiräume lassen uns den Frieden der Seele, die innere Ruhe und Gelassenheit wahrnehmen und geistige Kraft sammeln, das heißt den wahren, natürlichen Zustand der Seele erfahren. Zweifellos ist es die Newtonsche Zeit, die diese materielle Welt beherrscht. Ohne dieses feste Gerüst, auf das wir uns beziehen können, würde alles sehr kompli­ziert werden.

Aber durch das "Fenster", das Einstein uns öffnete, haben wir die Möglichkeit, dieser physikalischen Welt zeitweise zu entflie­hen und jenseits in eine Dimension der Zeitlosigkeit, die Seelenwelt, zu fliegen. Dort, wo es keine Bewegung, keine Veränderung mehr gibt, werden unsere Gedanken ruhiger. In der vollkommenen Stille, im unendlichen Frieden der Seelenwelt, jenseits von Zeit und Raum, entdecken und erleben wir in vollkommener Zufriedenheit die Schönheit der Ewigkeit.

 

Übung

Wir üben jetzt zu sagen: "Past ist past" - was vorbei ist, ist vorbei. Wir schauen vorwärts und nicht zurück.

 

Wenn uns etwas Unerfreuliches, Negatives passiert, dürfen wir uns nicht mit Schuldgefühlen und Bedauern herumplagen. Wir beherzigen stattdessen den Gedanken, es in Zukunft besser zu machen, das heißt den Fehler nicht zu wiederholen, Die Energie, die wir normalerweise mit negati­ven Gedanken wie Schuldgefühlen und Vorwürfen verbrauchen, lenken wir jetzt in eine positive Richtung, so dass die Seele sagen kann: "Ich werde mich ändern, nächstes Mal mache ich es besser."

 

 

Meditation

Ich mache die Erfahrung meiner selbst als eines Wesens ohne Körper . . .  als einer reinen Quelle des Lichtes, des Friedens und der Kraft . . .  in einer Welt des Lichtes  . . .  Ich fühle nur Ruhe . . .  Stille . . .  Zeitlosigkeit . . .  Tiefe Zufriedenheit erfüllt mich . . .  Es gibt nichts, was die Seele sich noch wünscht . . .  Ich bin mit Gott in meinem ewigen Zuhause der Stille und des Lichtes . . .  

 

Ich tauche in den Ozean des Friedens . . .  unendlicher Friede breitet sich in mir aus . . .  Ich bin an der Quelle aller Schätze, aller Tugenden und fülle mich mit ihnen an . . .  Ich fühle mich reich beschenkt . . .  und ich strahle Kraft und Licht aus über die ganze Welt.


 

9. Kräfte der Seele

 
Das Wort "Kraft" wird meistens in einem physischen Zusammenhang benutzt, für einen spirituell Suchenden jedoch meint es die geistige Kraft. Um sich inmitten enormen Leistungsdruckes, unsicherer Zukunftsaussichten, innerer und äußerer Belastungen behaupten zu können, brauchen wir spirituelle Waffen, das heißt Seelenkräfte. Diese Kräfte sind die Grundlage für ein bewusstes und erfülltes Leben. In dieser Lektion wenden wir uns den wichtigsten geistigen Kräften zu.
 
Flexibilität (Anpassungsfähigkeit, Nachgiebigkeit)
Anpassungsfähigkeit ist die Voraussetzung, unsere Beziehungen zu anderen harmonisch gestalten und uns den sich verändernden Umstän­den fügen zu können. Sie ermöglicht uns, uns in der Gesellschaft anderer leicht und wohl zu fühlen und eine positive Ausstrahlung zu haben. Sie befähigt uns auch dazu, ganz fest zu bleiben und dennoch nachgiebig zu sein wie ein Weidenbaum im Wind. Derjenige, der sich zu biegen versteht, wird nicht brechen. Das Leben lehrt uns, dass nichts statisch, nichts starr ist. Es liegt an uns, wie wir diesen Veränderungen gegenüberstehen, ob wir sie annehmen und das Beste daraus machen, oder ob wir in Depressionen verfallen, dem Schicksal und den Menschen zürnen oder daran zerbrechen. Flexibilität ist unsere Hauptwaffe gegen Druck, das heißt erst einmal nachzugeben, bevor es zu einem Bruch kommt. Sie versetzt uns auch in die Lage, unser inneres Gleichgewicht wieder herzustellen.
 
Manchmal müssen wir eine distanzierte, neutrale Haltung einnehmen. Diese bewahrt uns davor, mit jedem mitzuleiden und seinetwegen die Fassung zu verlieren. Wir mögen diese Einstellung für gefühlskalt ha­lten, aber wir helfen den Betroffenen mehr durch einen ruhigen, klaren Geist als durch unsere Emotionen. Das Gegenteil wäre, zu distanziert zu sein. Oft ist eine unbeteiligte Haltung das Ergebnis einer zu großen Anteilnahme in der Vergangenheit. Wir sind überfordert und reagieren dann gleichgültig und denken: "Es interessiert mich nicht mehr; es ist mir egal, was mit ihm los ist." So drückt sich Enttäuschung aus, wenn man sich zu sehr für jemanden eingesetzt hat. Eine unbeschwerte und optimisti­sche Natur ist unbedingt notwendig, um positiv zu bleiben, aber zu leicht und zu unbekümmert zu sein, macht uns verantwortungslos.
 
Es ist eine Kunst, die Verantwortung für sein eigenes Leben zu überneh­men, ohne sich dadurch schwer und belastet zu fühlen, und ein aktives Leben führen und Neues anpacken zu können. Aktiv zu sein bedeutet, offen, aufmerksam und engagiert zu sein. Alles hören, sehen oder überall dabei sein zu wollen, führt jedoch zu Überforderung und Stress, was uns sprunghaft und nervös macht. Es heißt also, die Balance zu finden, sich den wechselnden Gegebenheiten leicht anpassen zu können, flexibel zu sein.
 
Wenn wir den Inhalt unseres Geistes mit Koffern vergleichen, so ist es wichtig, sich nicht mit zu viel Gepäck zu beschweren, so dass es leicht wird zu reagieren. Zwei große Koffer voller Vorstellungen, Dogmen, Erwartungen, Traumata, Konzepte, Wünsche usw. tragen zu müssen, macht uns unbeweglich. Ein anderer Vorteil geringen Gepäcks ist, dass man dann und wann auch den Koffer eines anderen tragen kann.
 
Toleranz
Toleranz hat damit zu tun, alles, was uns begegnet, richtig verarbeiten zu können. Es ist sehr wichtig, den Dingen keine Gelegenheit zu geben, sich zu stauen, sondern sie richtig einzuordnen.
 
Toleranz wird oft falsch verstanden, zum Beispiel wenn wir sagen, wir duldeten Minderheiten in unserem Land. Dies kann auch bedeuten, dass wir es lieber nicht täten, aber wir haben keine andere Wahl. Wahre Toleranz geht sehr viel weiter: Entweder sind wir tolerant oder wir sind es nicht. Wahre Toleranz hat mit Einsicht und Verständnis zu tun. Wenn wir uns selber kennen, verstehen wir auch die anderen besser und können Milde und Verständnis für sie entwickeln. Toleranz heißt, nicht ständig auf die Mängel und Schwächen der anderen zu achten, sondern die Kraft zu haben, die guten Seiten - unsere eigenen und die der anderen - zu sehen. Güte, vergeben zu können, ist eine unerlässliche Fähigkeit in jedem Verwandlungsprozess. Wir müssen fähig sein, Fehler, uns zugefügtes Leid und alte Konflikte zu vergeben und zu vergessen.
 
Wenn wir unser wahres Wesen, unsere wahre Natur erkannt haben, beginnen wir auch zu verstehen, dass jeder von uns für sein eigenes Leben und seine gegenwärtige Lebenssituation voll verantwortlich ist. Das hat mit dem Gesetz der Handlungen, das auch Karma-Gesetz oder das Gesetz der ausgleichenden Gerechtigkeit genannt wird, zu tun. Wir alle kennen den Ausspruch: "Was du säest, wirst du ernten". Verste­hen wir die genaue Bedeutung dieses Gesetzes, fällt es uns leichter, die Probleme zu verarbeiten. Wir erkennen, dass jede Situation durch unser eigenes Handeln und Denken zustande gekommen ist und dass wir jetzt eine Chance haben, die Zukunft positiv zu gestalten. Vergeben und vergessen heißt, dass wir Vergangenes nicht immer wieder in Erinne­rung rufen.
 
Geduld ist ebenfalls ein äußerst wichtiger Faktor. Nichts ändert sich über Nacht. Es gibt Gewohnheiten, die tief in uns verwurzelt sind und an denen wir über lange Zeit hinweg sehr geduldig und gewissenhaft arbeiten müssen.
 
Die Kraft der Anpassung und des Ausgleichs
Wenn wir nicht lernen, die Dinge zu ordnen und unterzubringen, kommt es zu inneren Widerständen. Unser ganzes Leben wird schon durch ein einziges nicht verstandenes Detail beeinträchtigt. Es ist zu einer Zwangsvorstellung geworden, unter deren Einfluss wir alles andere beurteilen. Wir werden uns dann immer wieder in unseren begrenzten Ansichten und Überzeugungen bestätigt sehen. Wenn sich solche Vor­gänge häufen, wissen wir nicht, wie wir mit den Problemen umgehen können. Wir drehen uns im Kreis und können nichts Neues mehr aufneh­men. Es ist wichtig, dass wir uns jeder Situation anpassen können, ohne uns dabei zu verlieren. Wenn wir fest in uns ruhen, können wir mit anderen Menschen und den jeweiligen Umständen zurechtkommen.
 
Eine gute Beziehung beruht auf der Achtung vor dem anderen. Die Grundlage dafür ist Selbstachtung. Wir behandeln andere so, wie wir uns selbst behandeln. Wenn es uns an Selbstrespekt fehlt, können wir auch andere nicht respektieren. Andere nicht zu kritisieren, heißt noch nicht, kein klares Urteilsvermögen zu besitzen. Wir befreien uns nur von dem Zwang, über alles und jeden unsere Meinung äußern zu müs­sen. Nicht zu kritisieren heißt einfach, Vorurteile fallen zu lassen. Es gibt Menschen, die sich lebenslänglich verurteilen und sich für Wandlung und Wachstum keine Chance mehr geben. Vom Leben zu lernen heißt, sich ständig den wechselnden Umständen anpassen zu können.
 
Unterscheidungskraft und Urteilskraft
Unterscheidungskraft erfordert eine sehr klare, saubere Sicht, die von Vorurteilen, Erwartungen, Wünschen, negativen und nutzlosen Gedan­ken nicht getrübt ist, und einen ruhigen Geist. In einer ruhigen, gelasse­nen Geistesverfassung agieren und reagieren wir ganz natürlich und ohne Anstrengung positiv, weil dies unserem wahren Wesen entspricht.
 
Klares Unterscheidungsvermögen setzt voraus, dass wir von selbst­süchtigen und beschränkten Motiven frei sind. Selbstsucht, Egoismus entsteht aus Angst, nicht genug zu bekommen, Angst, nicht beachtet und nicht geachtet zu werden. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Es ist sehr wichtig, die Beweggründe, um derentwillen wir eine Sache tun, sehr kritisch zu betrachten. Sind sie selbstsüchtiger Art, sind Fehlschlä­ge damit vorprogrammiert, denn negative Gedanken und Motive brin­gen zwangsläufig auch ein negatives Ergebnis hervor.
 
Es kommt also auf eine bewusste und saubere Denk- und Lebensweise an, bei der wir unser Bestes geben.
 
Die Kraft, sich den Dingen zu stellen (Der Wahrheit ins Auge sehen)
Zuallererst sollten wir uns unserer eigenen Mängel und geistigen Schwächen bewusst werden. Sie Anzunehmen ist einer der wichtigsten Schritte auf diesem Weg. Denken wir nun aber nicht an unsere Fehler und Schwächen, und machen wir uns dadurch nicht ständig urglücklich. Besinnen wir uns immer wieder auf unsere positive, wahre Natur. Es geht in diesem Prozess darum, unseren widerwilligen Geist zu unterweisen und ihn davon zu überzeugen, dass wir wirklich so sind, nämlich: Wenn wir uns nach Ruhe und Frieden sehnen, geschieht es deshalb, weil wir diesen Zustand in uns haben. Es ist unmöglich, sich nach etwas zu sehnen, das wir nie erfahren haben. Es gibt aber Menschen, die sagen, dass es unrealistisch ist, sich einzureden, friedvoll und ruhig zu sein, wenn in Wirklichkeit unser Geist wie eine Herde wilder Pferde rast. Doch solange wir uns an diese sogenannte "Realität" klammern, wird es uns niemals gelingen, diesen Idealzustand zu verwirkli­chen. Und was heißt schon Realität? Sind Zorn, Unfrieden, Vorurteile reali­stisch? Wir brauchen Selbstvertrauen, um uns den Dingen zu stellen, das tiefe Vertrauen, dass unsere positive, wahre Natur imstande sein wird, das Störende zu überwinden. Wir müssen uns aber auch getrauen, der Wahr­heit über uns selbst ins Auge zu sehen. Das Negative ist nur ein Programm, das wir aus einem Mangel an innerer Kraft und Stärke übernommen haben. Das ursprüngliche, reine Selbst ist im Laufe der Zeit verschüttet worden. Es ist seltsam, dass die meisten Menschen zwar ihre Schwächen, nicht aber ihre eigene Größe sehen können.
 
Es gibt jedoch Menschen, die sagen, es sei menschlich, so zu denken. Wenn wir aber "menschlich" so definieren, dass wir zu leiden und einander zu hassen haben, dass wir gewaltsam sein müssen, dann ist es vielleicht Zeit, uns von diesem Konzept der Menschheit zu befreien.
 
Zusammenarbeit
In einer Welt der Konkurrenz und des Wettbewerbs ist wahre Zusammenarbeit etwas Seltenes geworden. Zusammenarbeit setzt voraus, dass wir uns nicht besser oder schlechter als andere fühlen und dass wir anderen die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten voll einsetzen zu können. Das bedeutet auch, eigene Ideen und Vorstellungen zeitweilig zugunsten anderer zurückzustellen und uns offenzuhalten für das, was sich aus der Zusammenarbeit ergibt.
 
In den zwischenmenschlichen Beziehungen ist Achtung vor den Fähigkeiten anderer ein sehr wesentlicher Faktor, und die Grundlage ist, wie wir schon wissen, Selbstrespekt. Wenn wir unsere eigenen inneren Werte erkennen, werden wir sie auch in anderen erkennen. Mich selber nicht immer an die erste Stelle zu setzen heißt Demut. Demut ist wahre Größe. Viele verstehen unter Demut, unterwürfig oder schwach zu sein. Genau das Gegenteil ist der Fall. Demut vor dem anderen bedeutet, de Stärke zu haben, andere anzuerkennen und sie zu fördern. Die ganze Welt braucht mehr denn je Zusammenarbeit. Doch kaum jemand erkennt, dass die Fähigkeit zur Zusammenarbeit ein Bewusstseinszustand ist, den wir in uns entwickeln können.
 
Introvertiertheit / Extravertiertheit
Introvertiertheit oder Nach-innen-gerichtet-sein, still zu sein, eine gewisse Zeit sinnvoll mit sich selbst zu verbringen, ist sehr wesentlich für diejenigen, die ergründen möchten, wer und wie sie wirklich sind. Nach innen gekehrt zu sein heißt nicht, dass wir aufhören, miteinander zu kommunizieren, oder dass wir uns ungesellig verhalten. Wir müssen auch nicht bei Kerzenlicht im stillen Kämmerlein sitzen, um introvertiert zu sein.
 
Introvertiertheit ist ein Bewusstseinszustand und bedeutet, sich von allen Eindrücken, die über die Sinnesorgane ständig auf uns einwirken, zeitweise zurückzuziehen. Wenn wir diese Kraft nicht besitzen und uns jede Kleinigkeit, die wir hören, sehen, fühlen, riechen usw., Gedanken machen, werden wir am Ende des Tages erschöpft sein. Wenn wir die Gewohnheiten haben, unserem inneren wahren Selbst nahe zu sein, können wir, auch während wir sprechen und handeln, nach innen gekehrt bleiben.
 

In manchen Situationen ist eine introvertierte und in anderen Situationen eine extravertierte Haltung erforderlich. Wichtig ist aber, dass wir selber es sind, die diese Entscheidung bewusst treffen. Wir sind so sehr davon geprägt, ständig mit Worten und in Gedanken miteinander zu kommunizieren, dass die meisten von uns nie dazu kommen, mit sich selber ein stilles Gespräch zu führen.

 

Die Augenblicke, die wir in sinnvoller Meditation zubringen, sind das Wesentliche, um stark, unerschütterlich, heiter und optimistisch zu bleiben. Das sind die Momente, in denen wir Kraft schöpfen. Wenn wir uns jeden Tag etwas Zeit für diese Reise nach innen nehmen, können wir, indem wir uns mit der Quelle der spirituellen Kraft gedanklich verbinden, dem geistig seelischen und körperlichen Zusammenbruch, der zwangsläufig kommen muss, vorbeugen.

 

Es ist sehr gefährlich zu warten, bis wir leer geworden sind. Krankheit, unbeherrschte Gefühle, Unfälle können das Resultat dieser inneren Vernachlässigung sein. Wir sollten uns regelmäßig in der Meditation mit Kraft "aufladen", um den idealen Zustand zu verwirklichen, sonst bleibt unser Wunschbild nur graue Theorie.

 

* * * *  Om Shanti  * * * *


Quelle: Broschüre "Lebendige Spiritualtät" | Herausgeber BKWSU - DE Frankfurt


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